Die Fahrt ging wieder über Saloniki, wo ich ausgeruht am nächsten Morgen ankam. Von hier waren es noch ca. 5 Stunden mit dem Zug nach Skopje, der Hauptstadt von Mazedonien.
Die Ansetzung des Pokalspiels zwischen FK Vadar Skopje und Kozhuv fand ich auf der Internetseite des Mazedonischen Fußballverbands. Sonst hatte ich keine Bestätigung für dieses Spiel finden können. Leicht nervös kam ich am Bahnhof von Skopje an, erkundigte mich sofort über die Paarung am heutigen Tag. Als ich sogar in der Tageszeitung nicht fündig wurde, entschied ich nach alter Hopper- Regel, erst mal den Ground aufzusuchen. Der Weg führte immer dem Fluss Vadar entlang. Zahlreiche Szene Bars und Nobel Kaffees mit Sofas vor ihren Läden umgab die Promenade.
Am Nationalstadion angekommen, war nichts los, und ich bekam immer mehr Zweifel.
Ich entdeckte einen Schutzmann in seinem Kabuff und fragte nach dem Spiel, er wusste nichts von einem Spiel und gab mir zu verstehen, dass ich doch gehen sollte. Als ich bemerkte, dass ich vor der Geschäftsstelle stand, begab ich mich hinein und wurde schon auf dem Flur abgefangen. Ich fragte wiederum nach dem Spiel und bekam die richtige Antwort. Bis zum Anpfiff war noch genügen Zeit, um im nahe gelegenen Tennisheim Capuccino zu trinken und Postkarten zu schreiben.
Das Stadion war baufällig, aber das macht ja nix. Auf der Gegentribüne gab es sogar richtig gute Stimmung der „ Vadar Ultras“. Das Spiel endete 3:0 für die Heimmannschaft, was nicht verwunderte, da Kozhuv „nur“ 2. oder 3. Ligist war.
Interessant war noch, dass die 1.Liga aus Profifußballern bestand und auch teilweise in der 2. Liga Profis beschäftigt sind !? Bis zur Fahrt des Nachtzugs nach Saloniki war noch genügend Zeit für ein Bier auf dem Sofa. Ich schaute noch das Ende eines CL- Spiels im Fernsehen an und begab mich dann Richtung Bahnhof. Blöderweise hatte ich mich verlaufen und musste bei einem Jugendlichen nach dem Weg fragen. Er brachte mich sogar bis zum Gleis, wo wir dann feststellten, dass der Nachtzug nach Griechenland 2 Stunden Verspätung hatte. Zum Glück hatte die Bahnhofskneipe (die wahrscheinlich nie zu macht) noch offen. Mit meinem neuen Freund trank ich noch ein Paar Bier und ich zeigte ihm meine Eintrittskarten von den Spielen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gesehen hatte. Er war so begeistert, dass ich ihm meine doppelten Karten abgab. Es war fast 2 Uhr, als er beschloss heimzugehen und ich zu meinen Bahnsteig. Mit mir warteten noch ein gutes Dutzend auf den Nachtzug. Leider war kein Zug in Sicht
Es war schon wieder hell draußen, als der Zug eintraf.
Ich machte es mir sogleich in einem Abteil gemütlich, als auch schon der Schaffner eintrat. 5 Stunden Verspätung und dann noch kontrollieren, fand ich schon ziemlich heftig. Ich händigte trotzdem schnell mein Ticket aus, um dann noch etwas zu schlafen. Als er mein Interrail- Ticket einbehielt und mir verständlich machte, dass es keine Berechtigung hätte, wurde ich wieder hellwach. Der Schaffner verschwand mit meinem Fahrschein. Ohne zu zögern, packte ich mein Gepäck und ging hinterher. Nun waren es zwei Schaffner, die sich einig waren, dass mein Ticket keine Gültigkeit hatte. Über einen Fahrgast der Englisch konnte, wurde nun diskutiert, bis es außer Kontrolle geriet und ich mit den Bullen drohte. Meine Dolmetscherin riet mir aber davon ab und klärte mich auf, dass man in diesem Land es lieber sein lassen würde. Zum Schluss gab ich auch noch klein bei und hätte auch die umgerechnet 15 Euro bis Saloniki bezahlt, wenn mir jemand meine 50 Euroschein gewechselt hätte. Da es nicht der Fall war, kam ein neues Hassgefühl in mir auf und ich beschloss am nächsten Halt, die Sache zu regeln. Lauthals stürmte ich am Bahnhof zum nächsten Schalter, um mich zu beschweren. Leider hielt die ganze Bagasch zusammen und der Zug Richtung Griechenland fuhr ohne mich ab. Nun stand ich irgendwo zwischen Skopje und Saloniki und wusste nicht mehr weiter. Mit dem Zug wurde es heute nichts mehr und mit dem Bus hatte ich auch Zweifel, da es noch über 250km nach Saloniki waren. Um noch rechtzeitig zum heutigen Uefa- Cup Spiel zwischen PAOK und Donetsk zu gelangen, blieb mir nichts anderes übrig als zu Trampen. Per Taxi ging es erst mal zur nächsten Autobahnauffahrt. Von dort war es nicht weit bis zur einer Tankstelle, wo ich mein Glück versuchte.
Auf der Autobahn (wenn es denn eine war) passierte nicht viel und an der Tankstelle noch weniger. Es war ca. 8 Uhr und der Berufsverkehr wie zu Hause auf der A5 ließ auf sich warten. Gegen 11 Uhr dachte ich schon daran, gleich nach Serbien zu fahren und das Spiel am heutigen Abend sausen zu lassen. Außerdem bestand die Möglichkeit, auf den selben Schaffner wie heute morgen zu stoßen, was ich bestimmt bereut hätte. Ich beschloss, trotz alledem zu warten und meine Chance zu wahren. Etwa um 12 Uhr fragte ich einen LKW Fahrer, der gerade mit tanken beschäftig war, ob er mich nach Saloniki mitnehmen könne. Es klang wie ein Ja und schon saß ich in seinem Mercedes LKW Richtung Griechenland. Der Mercedes „Baujahr ’70 Jahre“ hätte in Deutschland wahrscheinlich Oldtimerwert, aber hier war es eher Standard. Als ich fragte, was er geladen hätte, machte er mir mit seinem Feuerzeug verständlich, dass er mit Gas beladen ist. Ich war beruhigt und schlief ein.
Der Grenzübergang war schon in Sicht, als mein Fahrer anhielt und mir freundlich mitteilte, dass hier Endstation sei. Leicht verwundert bedankte ich mich fürs Mitnehmen und stieg aus.
Es waren noch 50 km bis Saloniki und 15 Uhr. Zu Fuß marschierte ich bei 30° C im Schatten (der nicht vorhanden war) bis zum Grenzübergang. Dort angekommen fragte ich gleich nach einer Mitnahmegelegenheit nach Saloniki oder zum nächsten Bahnhof. Ein älterer Herr erbarmte sich und fuhr mich zum nächstgelegenen Bahnhof. Dort angekommen brauste er auch schon wieder davon und ich begab mich zum Bahnsteig, wo sich weit und breit kein Mensch aufhielt. Schnell wurde mir klar, was der Grund hierfür war. Gerade mal ein Zug pro Tag fuhr nach Saloniki und aus dem wurde ich heute Morgen noch rausgeschmissen. Ich lief in die Stadt, um mit dem Bus nach Saloniki zu gelangen. Ich hatte Glück und musste nicht lange warten, als mich ein Bus für wenig Geld zu meinem Ziel brachte.
Der Bus hielt an einem großen Busbahnhof, von wo ich zum „Toumba Stadion“ gelangte.
Die Stadionmauern waren überall mit kunstvollen Graffitimalereien verziert. Im Stadioninneren war es dagegen sehr farblos. Die Stimmung war hervorragend, obwohl es „nur“ gegen Donetsk ging, die Gästeeine Handvoll Fans mitbrachten, die sich auf der Haupttribüne verirrten. Den Gästen gelang ein 1:1 unentschieden.
Total übermüdet traf ich im Bahnhofsviertel ein, wo ich meine Stammkneipe aufsuchte und mir den Rest der Partie AS Rom gegen Athen anschaute. Das war das Spiel, was ich eigentlich hätte schauen wollen, wenn die „Uefa“ nicht noch das Heimrecht gedreht hätte.
Nach dem Spiel begab ich mich wieder in mein Freilufthotel und schlief ein.
Am nächsten Morgen ging es mit dem ersten Zug wieder über Mazedonien nach Serbien. Ich hatte Glück, denn der Schaffner von gestern blieb mir erspart. Im Zug nach Belgrad lernte ich zwei Studenten aus Griechenland kennen, die dasselbe Ziel hatten wie ich. Einer von ihnen wollte Opernsänger werden und gab mir von der Gruppe „Ramstein“ einige Kostproben. Die Zugfahrt dauerte bis spät abends und wir hatten auf Grund wechselnder Fahrgäste im Abteil immer gute Stimmung. Am Bahnhof von Belgrad angekommen, wurden wir, wie schon in Sofia, von einer Privatperson gefragt, ob wir eine Unterkunft wünschten.
Nach kurzem Überlegen willigten wir ein und fuhren mit der Straßenbahn mit zu ihm. In seiner kleinen 2 Zimmerwohnung lag sein Vater im Wohnzimmer und schlief schon. Wir drei wurden neben der Küche, in einem kleinem Raum untergebracht, wo eine Klappcouch und ein kleines Klappbett untergebracht waren. Nachdem wir die Zuteilung der Schlafgelegenheiten geklärt hatten, gingen wir noch bei einem nahegelegenem Imbiss etwas essen und trinken.
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von den zwei Studenten, da sie eine neue Unterkunft suchten und ich nach heutigen Fußballspielen. Leider war mein Herbergsvater keine große Hilfe in Sachen Fußball, eher in der Sache Mundgeruch und dummes Zeug babbeln. Ich fand heraus, dass es heute in der 1. Liga zur Begegnung zwischen FK Obilic und Hajduk Rodic kam. Die Gästefans waren in der Überzahl und die paar Fans von Obelic waren auch noch Nazis. Kein Wunder, denn dieser Obilic war auch schon einer. Auf der Haupttribüne traf ich noch einen Engländer, der geschäftlich in Belgrad wohnte. Er verstand einiges vom Fußball und meinte, dass ich morgen einen Doppler in Belgrad machen könne. Da ich aber schon einen neuen Länderpunkt im Visier hatte, entschied ich mich für den Nachtzug nach Kroatien. Das Derby zwischen NK Zagreb und Dinamo Zagreb stand an.
In der Hauptstadt angekommen hatte ich das erste mal richtig schlechtes Wetter. Es regnete den ganzen Tag und es blieb mir nichts anderes übrig, als die Zeit bis zum Anpfiff in einigen Kaffees und Kneipen zu verbringen. Das Derby war natürlich nicht die Creme de la Creme unter den Derbys. Dennoch waren es ca. 30 NK- Fans, die sich im Heimblock versammelten. Dinamo war mit 500 Leuten vertreten. Die Stimmung war auf beiden Seiten ganz gut und aufgrund des klaren 4:0 Ergebnis für Dinamo auch nicht aggressiv.
Da es immer noch schüttete, hatte ich Glück, dass nicht allzu weit vom Kranjceva Stadion die Volleyball EM der Frauen stattfand. Als ich eintraf, wollten mich die Polizei, welche die Halle bewachte, erst gar nicht zum Einlass durchlassen. Erst als ich eine Freikarte geschenkt bekam, durfte ich passieren. In der Halle spielte gerade Kroatien und die Halle war voll. Die gute Stimmung war beachtlicht und Kroatien gewann auch zum Schluss. Danach spielte noch Deutschland gegen Polen, was die Zuschauermenge deutlich verringerte. Die Halle war fast leer und dementsprechend auch die Stimmung. Zirka 8 Deutsche (irgendwelche Spielereltern) machten sich zum Affen, als sie jeden Punkgewinn wie den EM- Titel feierten. Deutschland verlor 2:3 in Sätzen.


Im nächsten Bericht: Italien, die Schweiz, Frankreich und der Rest.
Wie ich zum neuen James Bond Darsteller wurde,
wie ich per Postkarte um eine Gehaltserhöhung bitte.
Und, wie ich die Paris- Open gewann.

Bis dann
Manu

Zum vierten Teil.