Als es mit dem Nachtzug losging, hatte ich
mein eigenes Abteil und legte mich nach kurzer Zeit schlafen. Erst als wir
die Grenze zur Türkei erreichten, wurde ich wach. Ich schaute aus dem
Fenster und sah eine lange Menschenschlange an einem Schalter anstehen.
Meine Kabinentür wurde aufgerissen und ein Mann in Uniform brüllte
„Visum, Visum“ und ging weiter. Mir war nicht bekannt, dass ich
eine Einreisegenehmigung für die Türkei gebraucht hätte. Ich
stieg aus dem Zug aus und erfuhr nach ca. 15 Minuten, dass nur US- Bürger
ein Visum bräuchten. Ich dagegen bekam einen kleinen Aufkleber in meinen
Pass und ging zufrieden in mein Abteil zurück.
Es war hell, als ich wieder wach wurde. Die Landschaft war wüstenleer.
Hier und da mal ein Dorf oder eine Schafherde. Das Tempo der Lok war das eines
Fahrrads. Durch das Signalhorn der Zugmaschine wurde jede Schafherde und jeder
Gleisarbeiter einzeln gegrüßt. Durch freundliches Winken beteiligte
ich mich daran.
In Istanbul angekommen, erblickte ich am Gleis nebenan den „Orient-
Express“, der nicht in meinem Ticket enthalten war.
Die Züge der Marke „ Das Wunder
von Bern“, mit denen ich reiste, hatten bis auf die Toiletten etwa das
selbe Niveau. Ich erkundigte mich noch am Schalter, wann denn der Zug nach
Griechenland fahren würde. Da jeden Tag um 8:00 Uhr ein Zug zur Grenze
fuhr, war ich fürs erste beruhigt. In der Herberge in Sofia lagen genug
Prospekte für andere Herbergen aus, somit hatte ich einen Anhaltspunkt,
wo ich die nächsten 3-4 Tage verbringen konnte. Es war nicht weit vom
Bahnhof bis zum Touristenviertel, wo auch die Blaue Moschee stand. Ganz in
der Nähe sollte auch meine Herberge stehen. Etwa 500 Meter weiter erblickte
ich dann auch schon die ersten Nachtquartiere. Es war ein ganzes Viertel mit
Jugendhotels, Restaurants, Dönerbuden und kleinen Geschäften. An
der ersten Herberge saßen schon viele Jugendliche draußen an den
Tischen.
Ich fragte die Besitzern nach einem Bett und dem Preis. Ein Bett war frei
und der Preis war 7 Euro inklusive Frühstück. Sie zeigte mir dann
mein Bett, was sich ganz oben auf dem Flachdach befand. Das Dach war mit etwa
20 Stockbetten und einer Wäscheleine quer durchs ganze Zimmer ausgestattet.Als
Dach diente
ein gelblich gewelltes Plexiglasgestell und die Seite zur Straße war
offen. Sofort war ich begeistert und belagerte mein Bett. Da an diesem Freitag
kein Spiel stattfand, begab ich mich zu den anderen Jugendlichen. Schnell
kam ich mit einem jungen Österreicher ins Gespräch, der schon 2
bis 3 Tage in Istanbul weilte. Somit hatte ich meinen Fremdenführer gefunden.
Wir begaben uns zur Blauen Mosche, die als einzige vier Türme hat (wurde
mir so gesagt).
Trinen
wimmelte es von Hunderten Touristen und ein Dutzend Aufsehern.
Danach ging es zum Türkischen Basar, der größte Teil befand
sich in einer riesigen Halle.
Mein Fremdenführer, der sich als starker Kaffeetrinker bekannte, kaufte
sich eine Türkische Mokka- Kanne, die er mit seinem Feuerzeug auf die
Feuerprobe stellte.
In dem ganzem Getümmel traf ich, wie nicht anders zu erwarten, Till.
Till , den ich in Sofia kennen gelernt hatte, schaffte es nicht ganz, in die
Türkei zu trampen und ist ab der Grenze mit dem Zug nach Istanbul gefahren.
Zu dritt machten wir uns auf den Weg und beschlossen, ein Restaurant aufzusuchen
um zu speisen. Draußen, direkt am Ufer, belagerten wir einen Tisch,
der meiner Meinung nach viel zu niedrig war. Unser Reiseführer, der aus
Wien kam, schwärmte immerzu von den Muscheln, die man überall kaufen
konnte, erwähnte aber noch, wie schlecht es einem Freund erging, der
eine Muschelvergiftung hatte.
Am Abend begaben wir uns ans Meer und konsumierten gut schmeckendes „Effes“
Bier aus der Dose. Wir babbelten und verspotteten irgendwelche Neckermann-Touristen.
Als Till mich dann beleidigte und sagte, dass ich noch schlimmer bin, da ich
ja nur dem Ball hinterherreisen würde, war ich leicht beleidigt und betitelte
ihn als Lev.
Am nächsten Morgen wurde man
schon sehr früh vom Gebetssänger der Mosche geweckt.
Der Höhepunkt war, als drei auf einmal loslegten und es zu einer Lautstärke
kam, wie man sie sich in der Südkurve wünscht.
Nach dem Frühstück traf ich mich mit Till. Da unser Fremdenführer
abgereist war, zogen wir zu zweit durch Istanbul.
Überall war man freundlich zu uns und wir wurden zu Tee eingeladen. Kleine
Kinder posierten sich vor unserer Kamera und erfreuten sich dann, als sie ihr
Foto im Display sahen.
Da Till keine Digitalkamera hatte, war
er nicht so angesagt wie ich.
Das Spiel Fernerbache gegen Ankaraspor war erst spät am Abend. Till, der
mittlerweile das freigewordene Bett in meiner Herberge belagerte, ließ
sich sogar überreden mich zum Spiel zu begleiten. Das Stadion stand auf
der asiatischen Seite, was uns eine Bootstour bescherte. Dort angekommen, sah
man einen ganz anderen Teil von Istanbul. Es gab viele Hoch- und Kaufhäuser
und jede Menge Schnellrestaurants. Vor dem Stadion war schon ein regsames Treiben.
Viele Polizisten und Fliegende Händler säumten die Straßen.
Als wir uns auf unsere Plätze begaben, war schon beste Stimmung und das
ganze Stadion sang. In dem großen Stadion, was komplett überdacht
war, hatten sich etwa 200 Leute aus der Hauptstadt eingefunden. Die Stimmung
war ausgezeichnet und der 2:1 Heimsieg ging in Ordnung. Nicht auszudenken, was
hier los ist, wenn ein Derby steigt.
Till, der (glaub ich) seinen ersten Länderpunkt machte, war auch sehr begeistert.
Der nächste Morgen verlief
eher ruhig, ich war wieder alleine, da Till mit seiner Gruppe die heute ankam,
ein anderes Hotel bezog. Bis zum heutigen Spiel war noch genügend Zeit,
um Erledigungen zu tätigen. Zum Beispiel, meine Wäsche waschen lassen.
Ein Nachteil, wenn man im Sommer statt im Winter fährt, wo man deutlich
weniger Wäsche verbraucht.
Gegen 16 Uhr machte ich mich auf zum Eski Acik Stadion. Dort angekommen, war
schon jede Menge los. Das Spiel war ausverkauft, und auch der Gästeblock
war gut besucht.
Die Stimmung war, wie gestern schon, vom Feinsten. Von allen Seiten wurde angefeuert
und die Ultras starteten eine Bengalshow zum Einlauf der Mannschaften. Der Ground
war nicht mehr der jüngste, dennoch mit seinem ganz eigenen Flair.
Das Spiel endete 2:0 für „Gim- Bum- Bum“ wie er hier überall
genannt wird.
Von meinem Sitznachbar bekam ich noch einen Schal geschenkt, der mich zu Tränen
rührte. Es war noch besserer als gestern!
Ich musste schon früh aufstehen,
um pünktlich meinen Zug nach Griechenland zu erreichen.
Pünktlich fuhr der Zug ab und ich war etwas traurig, dass ich schon wieder
fort fuhr und nicht noch mehr von der Türkei gesehen hatte.
Nun ging es nach Griechenland, besser gesagt nach Athen. Leider meinte es die
„UEFA“ nicht gut, da am Dienstag nur ein Spiel in Athen stattfand
und nicht in dem viel näher gelegenen Saloniki. Bis zum Grenzbahnhof verlief
alles ruhig und ich konnte noch etwas schlafen. Als der Zug die Grenze erreichte,
musste man den Zug wechseln und etwa 1 Stunde auf den Anschlusszug warten. Dieser
wiederum kostete gleich mal 15 Euro Zuschlag. Da mir nichts anderes übrig
blieb, zahlte ich. Als mein Interrail- Ticket dann versehentlich zu den Tickets
für die Reisenden in die Türkei gelegt wurde und ich es vom Fahrkartenverkäufer
nicht wieder bekam, bekam ich dafür einen Wutausbruch. Daraufhin bekam
ich dann auch mein Ticket wieder.
Auf dem Bahnsteig warteten 4 Leute auf den Zug nach Saloniki. Man kam schnell
ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass alle nach Athen wollten.
Außer mir wollte allerdings keiner zum Fußball. Mit meinen neuen
Begleitern „ zwei Spanier, einem Türken und einer jungen Frau aus
China“ ging es pünktlich weiter.
In Saloniki angekommen, war es gerade mal 22 Uhr und planmäßig sollte
noch ein Nachtzug nach Athen fahren. Wir stellten allerdings fest, dass es nur
noch Schlafabteile gab und der Zuschlag für jeden 40 Euro betrug. Da mein
Spiel erst am Dienstag Abend stattfand konnte ich mir es leisten, die Nacht
in Saloniki zu verbringen und erst am nächsten Morgen zu fahren. Da ich
schon immer ein Trendsetter war, taten es mir die anderen gleich. Die zwei Jungs
aus Spanien zogen los, um Essen zu gehen und ließen uns drei alleine zurück.
Um keine Langeweile aufkommen zu lassen beschlossen wir, etwas trinken zu gehen.
In der Nähe des Bahnhofs wurden wir fündig und setzten uns auf Grund
der noch hohen Temperaturen draußen an die Tische. Da die Preise eher
gehoben waren, war mir klar, dass es heute kein Besäufnis würde.
Wir babbelten bis 2-3 Uhr und beschlossen dann, am Bahnhof die restliche Zeit
zu überbrücken. Die zwei Spanier waren auch schon dort und lagen schon
in ihren Schlafsäcken vor dem Bahnhof. Wir gesellten uns dazu und schliefen
ein.
Früh am Morgen wurden wir von zwei Ordnungshütern unfreundlichst geweckt
und vertrieben.
Der Zug nach Athen war schon ziemlich voll, da wir aber reserviert hatten, bekam
jeder einen Sitzplatz. An Schlaf war von meiner Seite aus nicht zu denken, da
es viel zu heiß war.
Irgendwann räumte ich dann sogar meinen Sitzplatz für eine ältere
Dame, die anscheinend keinen hatte. Somit wechselte ich mich mit meinem Freund
aus der Türkei alle halbe Stunde mit sitzen ab. Als wir in der Hauptstadt
Athen ankamen, trug ich derselben alten Dame, der ich schon meinen Platz überlassen
hatte, ihre Koffer bis zum Taxi. Als Belohnung bekam ich eine Umarmung und einen
Kuss.
Nachdem ich mich von meinem Anhang verabschiedete, ging es auch schon zum Neo
Stadion Karaiskaki. Lediglich eine Handvoll Gästefans aus Rosenborg fanden
sich auf der Haupttribüne ein, was etwas schade war, da die Fans von Olympiakos
echt gute Stimmung machten.
Die Gäste aus Norwegen gingen in Führung und gewannen zum Schluss sehr überraschend 3:1. Trotz Niederlage bekam ich von meinem Sitznachbar wieder einen Schal geschenkt, was langsam zu einem Engpass in meinem Rucksack führte.
Noch am selbem Abend, ging es mit
dem Nachtzug Richtung Mazedonien.
Das Pokalspiel zwischen FK Vadar Skopje und Kozhuv stand auf dem Programm.
Fortsetzung folgt!!!
Im nächsten Bericht: Mazedonien,
wieder Griechenland und den Weg durch den Osten.
Wie ich einem Geißbock zur Flucht verhalf,
wie ich 1000 Euro fand und sie binnen 2 Stunden verschwendete.
Und, wie ich als einziger Zuschauer Spaß verstand.
Bis dann
Manu